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HL-Essay: Goethe-Gedichte

HL-Essay Mai 2021

Wie betont Goethe, durch die Verwendung unterschiedlichen literarischen Mittel in seinen Gedichten, den Wandel verschiedener Epochen?

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) zählte zu drei bewegende Epochen; Sturm und Drang (1765-1785), die Weimar Klassik (1786-1805) und die Romantik (1795-1840) in deren er mehrere unterschiedliche literarische Werke geschrieben hat.

Die Verschiedenheiten, die sich in der Literatur durch diese Epochen distinguierten, stammen hauptsächlich von den Denkweisen, die sich in jener Zeit präsentiert haben. In Goethes Fall hatte er solches in drei Gedichte dargestellt: “Prometheus” (1774) für Sturm und Drang, “Der Zauberlehrling” (1797) für die Weimar Klassik und “Mignon: Kennst du das Land?” (1782) für die Romantik. Durch die Verwendung unterschiedlichen literarischen Mittel in den drei Gedichten betont Goethe den Wandel in Bezug zu den Differenzen der Denkweisen der Epochen. Durch sämtliche rhetorische Figuren in “Prometheus” repräsentiert Goethe die Gedanken die der Sturm und Drang Epoche gefallen hatten. 

Die Denkweise in der „Sturm und Drang“ Epoche war sich gegen die absolutistischen Obrigkeiten, das Bürgertum und ihre veralteten Moralvorstellungen und der Literaturtradition zu stellen. Ebenfalls hat dies einen Effekt auf die verwendete Sprache. „Prometheus“ folgt ein freierer Rhythmus, ohne Reim, was zeigt, dass die Tradition von Rhythmus und Reim nicht mehr existiert während dieser Epoche. Das bezieht sich auf die Unordnung und das Autonome der Sturm und Drang Epoche und wie sehr sich die Denkweise der Menschen ändert. „Prometheus“ besteht aus acht ungleichmäßig langen Strophen. Die Struktur des Gedichtes entspricht der indirekten Abschaffung und dem Ignorieren der vorigen Literaturtradition was auch die Veränderung der Literarischen Denkweise zu dem Sturm und Drang weiterentwickelt. Goethe hatte „Prometheus“ durch ein Lyrisches ich geschrieben, das Lyrische ich in diesem Fall ist Prometheus, eine Figur der griechischen Mythologie, die sich gegen die falsche Obrigkeit der Götter opponierte. Die autonomische Atmosphäre wird von Goethe in „Prometheus“ weiter entwickelt durch die Abgrenzung der Sphären – der Himmel und die Erde – die durch semantische Felder betont wird: die Wörter „Hütte“(8) und „Herd“(9) stehen in antithetischen Verhältnissen zu „Himmel“ und „Bergeshöhn“. In Hinsicht sind die Erde und der Himmel getrennt und durch die antithetischen Verhältnisse von Prometheus und den Göttern – Erde und Himmel - wird dargestellt wie sehr sie in Opposition stehen. Die Polarität zwischen den beiden Sphären wird weiterhin durch eine Ellipse betont: „musst mir meine Erde / doch lassen stehen“(6-7). Durch die Ellipse wird Prometheus‘ Auflehnung gegen die Götter bezeichnet und es wird vorsätzlich klar gegeben, dass die Erde Prometheus gehört und nicht den Göttern und ihre falsche Obrigkeit.

Das Gedicht entlarvt weiterhin die eigentliche schwäche der Götter, denn durch Paradoxon zwischen den Wörtern: „kümmerlich“(14) und „Majestät“(17). Das Paradoxon demonstriert die Abhängigkeit der Götter von den „Opfersteuern / und Gebetshauch“(15-16) der Menschen. Die falsche Obrigkeit der Götter und ihren kontrollierenden Einfluss auf Prometheus wird durch die Personifikation: „Kehrte mein verirrtes Aug“(23) weiterentwickelt. Prometheus hatte sich nämlich an die Götter einmal gewendet, wie auch die Menschen, daher war sein Auge verirrt, aber es war sein Los und irrtümlich sich an die falsche Obrigkeit von den Göttern zu wenden. Das Gedicht entlarvt weiterhin die Denkweise der Sturm und Dränger durch Prometheus, denn durch die Strophe „hier sitz‘ ich“(51) gibt Goethe die Distanz zwischen die beiden Sphären wieder. Prometheus formt die „Menschen / nach meinem Bilde“(51-52), das heißt die echten Menschen sind genauso wie er und stehen gegen die Obrigkeit. Durch Sprache und Rhetorische Figuren stellt Goethe die Denkweise der Sturm und Drang Epoche dar.

Die Ballade „Der Zauberlehrling“ wurde während der Weimar Klassik geschrieben, die Epoche, die sich grundsätzlich der Sturm und Drang opponierte und in der Antike spiegelte. Durch Goethes „Der Zauberlehrling“ erkennt man die Ordnung, die die Klassik in der Literatur erzeugte. Die Klassik erfasste den Wandel der Literarischen Objektive, denn es hatte sich von der willkürlichen Denkweise der Stürmer und Dränger, die sich keinem Gesetz, keiner Regel unterwerfen, entfernt. Stattdessen strebte die Klassik die Literarischen Traditionen zu erfüllen. Die Klassik hatte wieder durch dies die Grenzen zwischen Vers und Prosa gezogen. Die Denkweise der Weimar Klassik betont Goethe in der Ballade „Der Zauberlehrling“.

Das Gedicht bevorzugt die gründlichen Thematiken der Epoche; die Ordnung, Gesetzlichkeit und sittliche Verantwortung der Menschlichen Gesellschaft. Im Unterschied zu „Prometheus“ ist diese Ballade deutlich strukturiert: sie besteht aus sieben Strophen mit je acht Versen, die zum Ende hin kürzer werden und der einfache Kreuzreim: abab cdcd, verleiht der Ballade Gleichmäßigkeit. Die Ballade ist aber nicht gleichtönig, in dem es ein Paarreim und Kreuzreim befolgt. Weiterhin, jeder Vers von Goethes eingesetzten Refrain unterbrochen, der aus sechs Versen besteht, die gegensätzlich zu den erzählerischen Versen, länger werden. Weiterhin, handlungsweise, handelt sich die Ballade um einen unerfahrenen Zauberlehrling der sich wie der „alte Hexenmeister“(1) benehmen möchte, er hatte die „Wort”(5) und “Werke“(5) des Hexenmeisters gemerkt und in als der Hexenmeister sich „wegbegeben“(2) hatte beschwor der Zauberlehrling den Besen.

Die Beschwörung des Besens wird durch die Anapher „Walle! Walle“(9) in den ersten paaren Refrains betont, denn hier ist der Zauberlehrling in Kontrolle in seiner Beschwörung des Besens. Die Nutzung von Anaphern wird weiter verwendet in der Ballade um den Wechsel von Ordnung zu Chaos darzustellen. Die ersten Anaphern präsentierten die Ordnung und Kontrolle, die der Zauberlehrling behält über den Besen am Anfang der Ballade, aber ab dem dritten Refrain wendet sich die Handlung und dafür auch die Anaphern. Durch die Anapher „Stehe! Stehe!“(27), in dem dritten Refrain, wendet sich die Handlung von der Ordnung ab und kehrt in das Chaos, denn hier verliert der Zauberlehrling langsam die Kontrolle über den Besen und seine Unerfahrenheit wird leicht dargestellt. Der letzte Refrain, der von dem Zauberlehrling gesprochen wird, beginnt mit der letzten Anapher: „Wehe! Wehe!“(79), der Effekt der Anapher, wie zuvor, ist die Dringlichkeit der Handlung und Situation darzustellen. Der Zauberlehrling hat nun die komplette Kontrolle verloren und die Handlung stürzt sich in absolutes Chaos. Er hatte keine andere Wahl außer den Hexenmeister zu rufen und ihn bitten die Ordnung wieder herzustellen. Der Hexenmeister ist erfahrener und weiß genau was er tut deshalb wirkt er wie eine Antithese zu dem Zauberlehrling, denn in den letzten Versen beschwört er: „In die Ecke, / Besen! Besen!“(93-94).

Durch die Nebeneinanderstellung von Ordnung und Chaos, der Hexenmeister und der Zauberlehrling, wird die Moral der Ballade deutlich, die Denkweise der Weimar Klassik entspricht. Denn der Zauberlehrling handelt durch seine Willkürlichkeit und sieht wie alles in Chaos untergeht, aber am Ende der Ballade nimmt der Zauberlehrling die sittliche Verantwortung an in dem er nach Hilfe ruft und sich an den Hexenmeister wendet. Durch den Hexenmeister wird die Ordnung wiederhergestellt, aber auch der Hexenmeister durch sein einfaches Handeln ist ein Symbol der Klassik. Durch die Ballade „Der Zauberlehrling“ und die verschiedenen rhetorischen Figuren vermittelt Goethe die Denkweise der Weimar Klassik und wie sie sich opponierte zu der Sturm und Drang Epoche.

Das Gedicht: Mignons Gesang „Kennst du das Land?“ hatte Goethe während der Romantik geschrieben, die Epoche die sich von der Antike, die präsenz in der Klassik war, und ihren Mythen abgewendet hatte und stattdessen den Weg für Märchen frei machte. Hier wird eine Liebesgeschichte wie im Märchen dargestellt: Zwei Liebende, die zusammen weggehen wollen. Struktur Mäßig enthält das Gedicht drei gleichmäßig lange Strophen mit Paarreimen und einer Waise. Der wechsel in Rhytmus die Verschiedenheiten der Literarischen Sitten zwischen der Sturm und Drang Epoche, der Weimar Klassik und der Romantik darstellen, denn in Bezug zu Rhythmus und Reim entlarvt Goethe die Verschiedenheiten in den rhetorischen Figuren die er zu bestimmte Zeiten benutzt. Durch die wiederkehrende Frage: „Kennst du…?“ wirkt der Erzähler sehnsüchtig nach der Natur nach der er strebt, denn jeder Vers endet mit dem Wort „ziehn“(7), der Erzähler möchte zu der Natur, die er dem Leser leidenschaftlich in dem Gedicht beschreibt.

Weiterhin wird das Motiv der Nacht in dem Gedicht durch eine Antithese dargestellt: „Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn“(2). Die Gegenüberstellung des „dunklen Laub“(2) und das „glühn“(2) der Frucht betont die geheimnisvolle, ruhige und wunderhafte Weise der Natur die das lyrische Ich ergreifen möchte. Durch die Nutzung des Neologismus „Wolkensteg“(15) lässt der Erzähler die Natur wie was Heiliges und Märchenhaftes darstellen, es lässt die Denkweise der Romantik betonen und wie viele die Natur bewunderten während dieser Zeit. Jedoch wird die Denkweise der Romantik weiter betont durch die Anspielung der Märchen, die während der Romantik geschrieben wurden: „In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut“(17). Man kann den Drachen als den Herrscher der Natur betrachten, ein geheimnisvolles Wesen, das sich nie blicken lässt, aber jeder kennt ihn und weiß, dass er da ist hoch in dem „Berg“(15). Der Drache wird oft in Märchen mit dem Beweis der Liebe in Verbindung gesetzt und das Gedicht ist repräsentativ des Willens der Liebe.

Durch die rhetorischen Figuren in dem Gedicht: Mignon Gesang „Kennst du das Land?“ präsentiert Goethe die Denkweise der Romantik und die Opposition die sie hält in Bezug zu der Sturm und Drang Epoche und der Weimar Klassik. Goethe hatte abschließend, “Prometheus”, “Der Zauberlehrling” und “Mignon: Kennst du das Land?” in drei verschiedene Epoche geschrieben. Alle Gedichter nutzen verschiedene literarische Mittel die sich der Denkweise der “Sturm und Drang”, “Der Weimar Klassik” und der “Romantik” anpassen und durch ihre Effekte den Wandel der Epochen betonen.

Wortzahl: 1493

Bibliographie

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Ferdinand, Franz. “Prometheus - Johann Wolfgang Von Goethe (Interpretation #207).” Antikoerperchen LyrikDatenbank RSS, 19 Apr. 2010, lyrik.antikoerperchen.de/johann-wolfgang-von-goethe-prometheus,textbearbeitung,207.html.

GmbH, Studienkreis. “Sturm Und Drang Als Epoche Der Literatur.” Nachhilfe · Professionell & Individuell - Studienkreis.de, www.studienkreis.de/deutsch/sturm-und-drang-epoche/.

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Goethe, Johann Wolfgang von, and EnglishTranslation © Richard Wigmore. “Mignons Gesang „Kennst Du Das Land?": Song Texts, Lyrics & Translations.” Oxford Lieder, 2020, www.oxfordlieder.co.uk/song/907.

StudyHelp. “Die Goethezeit - Sturm Und Drang, Klassik Und Romantik - StudyHelp.” StudyHelp Online-Lernen, 25 Oct. 2018, www.studyhelp.de/online-lernen/deutsch/goethezeit/.

Bewertung IB-Prüfer

Insgesamt hat dieser Essay 13 Punkte erhalten. Das entspricht der IB-Note 5 (siehe grade boundaries Mai 2021). Die genaue Punkteverteilung durch den Prüfer liegt mir nicht vor. Eine denkbare Benotung gemäß der Kriterien wäre:

Kriterium A: Wissen, Verständnis und Interpretation 4/5 P.
Kriterium B: Analyse und Beurteilung 3/5 P.
Kriterium C: Fokus, Gliederung und Ausarbeitung 4/5 P.
Kriterium D: Sprache 2/5 P.

Die sprachlichen Schwächen des Essays sind offensichtlich. Hingegen ist die Fragestellung des Essays gut und wird überzeugend anhand der drei Gedichte erarbeitet.  

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